Geschichte Vietnam

Ruine in Vietnam

So begann die Geschichte Vietnams. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärken die Franzosen ihren Druck auf die Nguyen-Kaiser. Es kommt zu Ausschreitungen der verarmten Bevölkerung, wobei sich der Zorn gegen französische Missionare und einheimische Christen (Andreas Dung-Lac und Gefährten) richtet.

Die Kolonialherrschaft Frankreichs

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärken die Franzosen ihren Druck auf die Nguyen-Kaiser. Es kommt zu Ausschreitungen der verarmten Bevölkerung, wobei sich der Zorn gegen französische Missionare und einheimische Christen (Andreas Dung-Lac und Gefährten) richtet. Um Stärke zu demonstrieren und die christlichen Missionen zu schützen, greifen französische Kanonenboote 1858 den Hafen Da Nang und das Mekong-Delta an. Kurz darauf tauchten auch Kanonenboote auf dem Parfüm-Fluss auf, der durch die damalige Hauptstadt Hu? floß. Ab 1862 muss Vietnam Gebiete an die Franzosen abtreten, bis 1883 werden die drei Protektorate Annam, Cochin-China und Tonkin gegründet; der vietnamesische Kaiser wird zu ihrer Anerkennung gezwungen. Damit steht Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft. Die Verarmung der Bevölkerung schreitet voran.
In der Folgezeit kommen vietnamesische Studenten und Intellektuelle in Europa, vor allem in Frankreich, mit den Ideen des Nationalismus und Kommunismus in Kontakt. Der bedeutendste unter ihnen war Ho Chi Minh (1890-1969), der 1929 die in Annam, Cochin-China und Tonkin tätigen kommunistischen Parteien zu einer Einheitspartei vereinigt. Die Partei wird jedoch 1930, nach dem missglückten Yen-Bai-Aufstand und der Hinrichtung vieler ihrer Mitglieder, dezimiert und geschwächt. 1938 wird mit Georges Catroux erstmals seit 1879 wieder ein militärischer Generalgouverneur eingesetzt. Dies war die Reaktion der französischen Regierung auf die Bedrohung durch japanische Truppen, die 1938 die Hafenstadt Kanton und die Insel Hainan erobern konnten. Doch die Japaner unternahmen bis zum Sommer 1940 keinen Versuch, die Kolonie Indochina unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen war Indochina jedoch militärisch isoliert. Den Japanern gelang es daraufhin, durch ständige Erhöhung des Druckes auf die Kolonialregierung, ihren Einmarsch im Juli 1941 mit diplomatischen Mitteln vorzubereiten und durchzuführen. Dazu gehörte unter anderem die Ermutigung Thailands zu einem Angriff auf die Westgrenzen Indochinas im Winter 1940.
Während des restlichen Verlaufs des Zweiten Weltkrieges bis zum August 1945 wurde Vietnam durch Japan verwaltet. Dies geschah allerdings bis zum Frühjahr 1945 in Zusammenarbeit mit der französischen Kolonialverwaltung unter dem inzwischen von dem Vichy-Regime eingesetzten Admiral Decoux. Durch die Zusammenarbeit verschlimmerte sich die Situation der Vietnamesen dramatisch: Sie wurden nun von den Franzosen und den Japanern ausgebeutet. Die sich ins Bodenlose steigernden Forderungen der Besatzer nach immer mehr Nahrungsmitteln führten 1945 zu einer katastrophalen Hungersnot, der schätzungsweise zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Nachdem Ho Chi Minh 1941 aus dem Exil zurückkehrte, wurde bald aus über 40 Widerstandsgruppen eine „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“ unter dem Namen Viet Minh zur Abwehr des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus gebildet (siehe Vietnam während des 2. Weltkrieges). Die Japaner stürzen die französische Herrschaft und setzen Kaiser Bao Ðai ein. Die USA unterstützen die Viet Minh, die bei der Bekämpfung der japanischen Okkupation einige Erfolge erzielen.
Nach der Kapitulation Japans muss am 25. August 1945 Kaiser Bao Ðai abdanken. Am 2. September 1945 proklamiert Ho Chi Minh nach der erfolgreichen Augustrevolution die Demokratische Republik Vietnam, die von den inzwischen wieder zurückgekehrten Franzosen zunächst auch als autonomer Staat innerhalb der Union Francaise anerkannt wurde. Die Unabhängigkeitserklärung beruft sich auf die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 und auf die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte nach der französischen Revolution. Vietnam war damit die erste unabhängige Republik Südostasiens.
Nach der Potsdamer Konferenz fällt Vietnam in den Herrschaftsbereich der Briten. Diese müssen jedoch die besiegten Japaner bitten, im Süden die Ordnung herzustellen. Trotz eines Friedensvertrages mit den Viet Minh erzwingen die Franzosen am 23. September 1945 die Wiedererrichtung ihres kolonialen Regimes in Südvietnam.

Der Indochinakrieg

Französische Fremdenlegionäre patrouillieren 1954 zwischen Haiphong und Hanoi, der leichte Panzer im Hintergrund vom Typ M24 Chaffee stammte ursprünglich aus amerikanischen Beständen. Der Versuch Frankreichs, sich auch das inzwischen unabhängige Nordvietnam wieder botmäßig zu machen, führt 1946 zum Ausbruch des Indochinakrieges (siehe Vorgeschichte des Indochinakrieges). In Südvietnam wird 1948 eine unter französischer Aufsicht stehende Gegenregierung eingesetzt, der ab 1949 der ehemalige Kaiser Bao Dai als Staatschef vorsteht. Nach jahrelangem Guerillakampf gelingt es den Viet Minh unter General Võ Nguyên Giap am 7. Mai 1954, die Franzosen in der Schlacht von Ðien Biên Phu zu besiegen. Dieses Ereignis markiert das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina. Es folgen ein Waffenstillstand und die Genfer Konferenz, auf der die Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades in die (nördliche) Demokratische Republik Vietnam (Hauptstadt Hanoi) und die (südliche) Republik Vietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen wird.
In Südvietnam beauftragt Staatschef Bao Ðai am 16. Juni 1954 den Katholikenführer Ngô Ðinh Diem mit der Regierungsbildung. Im Jahr darauf entmachtet Diem Bao Dai und erhebt sich selbst zum Staatschef. Die von den Viet Minh durchgeführten Landreformen werden zurückgenommen. Die Regierung Di?ms ist unpopulär, Studenten und Buddhisten protestieren gegen die Regierungspolitik. Die USA sehen sich veranlasst, ihre Unterstützung für Südvietnam zu verstärken, um den Sturz der Regierung zu verhindern. Bis 1960 versinkt Südvietnam immer mehr in Korruption und Chaos. Am 2. November 1963 wird Diem ermordet. Darauf folgen mehrere kurzlebige Regierungen, bis eine von den USA protegierte Militärjunta unter Nguyen Van Thieu und Nguyen Cao Ky die Regierungsgewalt übernimmt und Duong Van Minh zum Staatschef erhebt.

Der Vietnamkrieg

Am 30. Juli 1964 provozierten bzw. fingierten die USA einen Zwischenfall im Golf von Tonkin. Nachdem unter dem bisherigen Präsidenten Kennedy nur sogenannte Militärberater der USA in Vietnam stationiert waren, nahmen die USA diesen Zwischenfall als Grund für eine massive militärische Aufrüstung. Zu dieser Zeit gingen die USA davon aus, dass durch Infiltration nordvietnamesischer, also kommunistischer Kräfte das westlich orientierte Südvietnam umkippen und ebenfalls kommunistisch werden könnte (Domino-Theorie).
Das Ereignis im Golf von Tonkin bildete den Beginn des Vietnamkrieges, der technisch gesehen als Vietnamkonflikt bezeichnet werden muss, da es nie eine offizielle Kriegserklärung gab. Ab 1965 gibt es einen systematischen Luftkrieg der USA gegen Nordvietnam; im Süden operieren US-Bodentruppen. Bis 1968 eskaliert der Krieg, obwohl die USA Nordvietnam militärisch weit überlegen sind. Auf der Seite der Befreiungsbewegung NLF (von den US-Amerikanern als Viet Cong bezeichnet) kämpfen rund 230.000 Partisanen und 50.000 Angehörige der offiziellen nordvietnamesischen Streitkräfte. Ihnen stehen rund 550.000 Amerikaner, ungefähr die gleiche Zahl ARVN-Soldaten, 50.000 Südkoreaner und kleinere Kontingente Verbündeter (darunter auch aus Australien und Neuseeland) gegenüber.
Am 31. Januar 1968 gelingt den Viet Cong in einer Operation ein politisch wichtiger Sieg: In der Tet-Offensive nehmen die kommunistischen Partisanen Südvietnams vorübergehend Teile Saigons und weiterer Städte ein, die gut gesicherte Botschaft der USA in Saigon wird angegriffen. Den Verantwortlichen der USA wurde dadurch klar, dass die Lage nicht in der Art unter Kontrolle war, wie bisher angenommen. Die öffentliche Meinung in den USA, die bisher hauptsächlich für den Krieg war, schwenkte um, als aufgrund freier Presseberichte und Bildreportagen über Kriegsgreuel, Massaker und Napalm-Opfer die wahren Grausamkeiten für jeden Bürger in den USA sichtbar wurden. Die USA beschließen deshalb 1969 die Vietnamisierung des Krieges und den Abzug ihrer Truppen in mehreren Schritten. Die Bombardierungen und Luftangriffe, insbesondere die Verwendung von Entlaubungsmitteln (Agent Orange), dauern jedoch bis 1973 an. Man sagt heute, die USA haben den Krieg vor allem auch in ihrem eigenen Land verloren, da zuletzt selbst hochdekorierte Soldaten gegen den Krieg waren.
Am 3. September 1969 stirbt Ho Chi Minh, der Präsident Nordvietnams. Am 28. Januar 1973 vereinbaren Henry Kissinger und Lê Ðuc Tho, der Nachfolger von Ho Chi Minh, einen Waffenstillstand. Damit endet die direkte Kriegsbeteiligung der USA, die Waffenlieferungen an Südvietnam gehen jedoch weiter. Die Nordvietnamesen setzen den Kampf gegen Südvietnam fort. Die Volksbefreiungsarmee erzielt fortlaufend Gewinne in Südvietnam. Am 21. April 1975 steht Saigon vor dem Fall, Staatschef Nguyen Van Thieu legt sein Amt nieder, die letzten verbliebenen Vertreter der USA werden evakuiert. Am 30. April wird Saigon eingenommen, Südvietnam kapituliert bedingungslos. Der Vietnamkrieg ist damit zu Ende.

Die Sozialistische Republik Vietnams

Am 2. Juli 1976 werden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint. Saigon, die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, wird in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt. Infolge der Umerziehungsmaßnahmen wurde fast die gesamte Elite Südvietnams in Lagern grausam zu Tode gefoltert. Laut amnesty international werden die Menschenrechte in Vietnam auch langfristig nicht Gültigkeit erlangen. Vietnamesen werden und wurden auch im Ausland observiert und bei zu starker regimekritischer Haltung „ruhiggestellt“.
Das infolge des Vietnamkrieges entstandene Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha und vor allem das Ausbreiten von kriegerischen Auseinandersetzungen auf vietnamesisches Gebiet veranlassen Vietnam, in Kambodscha einzumarschieren. Am 7. Januar 1979 erobern vietnamesische Truppen die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh und errichten am folgenden Tag einen von Vietnam abhängigen „Revolutionären Volksrat“ unter Heng Samrin. Die Volksrepublik China, die die Regierung der Roten Khmer unterstützt hatte, provoziert daraufhin entlang der Grenze zu Vietnam bewaffnete Auseinandersetzungen. Nach zu hohen Verlusten auf chinesischer Seite werden die Kämpfe jedoch bald wieder eingestellt. Erst 1989 zieht Vietnam sich aus Kambodscha zurück.
Seit 1986 betreibt die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) ähnlich wie in China, eine Transformation zu einem marktwirtschaftlichen System, die sog. „Ðoi Moi“ Politik. Die KPV hält aber an ihrem politischen Machtmonopol fest und lehnt ein Mehrparteiensystem ab. Das 15-köpfige Politbüro bestimmt die Richtlinien der Politik. Seit April 2001 leitet es Generalsekretär Nong Duc Manh. Auf dem X. Parteikongress, der vom 18. bis 25. April 2006 in Hanoi stattfand, verabschiedeten 1.178 Delegierte den Fünf-Jahres-Plan für den Zeitraum 2006-2010.

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